Bilder von machtWORTE! Im Dossier „Diversität und Kindheit“
Wer Lust auf einen ersten Vorgeschmack auf das Buch: „machtWORTE! – 26 und mehr Anregungen Sprache immer wieder neu zu leben“ erhalten möchte, der empfehlen wir einen Blick in das kürzlich erschienene Dossier: „Diversität und Kindheit. Frühkindliche Bildung, Vielfalt und Inklusion“ Es handelt sich dabei um eine Publikation der Heinrich-Böll-Stiftung, welche hier kostenlos als PDF abgerufen werden kann.
Unser besonderer Dank geht dabei an Julia Brilling von der Heinrich-Böll-Stiftung!
Hier ein paar Infos zum Dossier selbst:
Frühkindliche Bildung in Deutschland ist in den letzten Jahren stärker ins öffentliche Interesse gerückt. Damit sind auch die Anforderungen an Kitas als Bildungseinrichtungen gestiegen. Wer über gleichberechtigte Teilhabe an Bildung spricht, kommt aktuell zum Konzept der „Inklusion“. In Folge der UN-Behindertenrechtskonvention diskutieren Fachleute aus Theorie und Praxis wieder vermehrt darüber, dass alle Kinder gleichberechtigt und von Anfang an dazugehören und wie sie gemeinsam lernen können.
Dies gilt nicht nur für Kinder mit und ohne Behinderungen. Unsere Gesellschaft wird immer heterogener. Der demografische Wandel bringt es mit sich, dass der Anteil von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte stetig zunimmt, vor allem unter Kindern und Jugendlichen. Aber auch jenseits migrationsbedingter Entwicklungen verändern sich die Lebenswelten von Familien, unter ihnen Patchwork-Familien, Alleinerziehende, Regenbogenfamilien und Familien, die von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. Was bedeutet dieser gesellschaftliche Wandel für eine auf Inklusion ausgerichtete frühkindliche Bildung in Kitas?
Der professionelle Umgang mit Vielfalt in frühkindlichen Bildungsprozessen gewinnt vor diesem Hintergrund den Status einer fachlichen Kompetenz der Erzieher_innen. Welche Kompetenzen benötigt das pädagogische Personal für einen produktiven Umgang mit Vielfalt? Was bedeutet dies für Aus- und Weiterbildung und Ansprüche an pädagogische Professionalität? Wie können Träger strukturell Diversität in der Personal- und Organisationsentwicklung fördern?
Dieses komplexe Thema beleuchtet das Dossier „Diversität und Kindheit – Frühkindliche Bildung, Vielfalt und Inklusion“ anhand ausgewählter Aspekte.
machtWORTE! zu Gast bei MachtWorte! der Friedrich Ebert Stiftung
machtWORTE! trifft MachtWorte!
Am 9. Februar 2012 waren wir mit einer Delegation unseres Vereins machtWORTE! e. V. von der Friedrich Ebert Stiftung zu einer Veranstaltung eingeladen, die witzigerweise „MachtWorte! Wie Sprache und Kultur einander bedingen“ heißt (…erst dachten wir an Ideenklau, dann an morphologische Feldwirkung..).
Hier sollte mit verschiedenen Expert_innen besprochen werden, was Sprache und Integration miteinander zu tun haben und was in diesem Zusammenhang „interkulturelle Kompetenz“ und „interkulturelle Kommunikation“ bedeuten. Geladen waren Dr. Naika Foroutan, Humboldt-Universität zu Berlin, Projekt „Hybride Identitäten“, Prof. em. Dr. Lutz Götze, Universität des Saarlandes, Lehrstuhl Deutsch als Fremd- und Zweitsprache, Lieselotte Martens, Pädagogin und Multiplikatorin im Bereich „Interkulturelle Bildung/Erziehung und Sprachförderung“, Aydan Özoguz, MdB, Integrationsbeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Hilal Sezgin, Schriftstellerin, Journalistin und Publizistin.
Der Mann der Runde nicht nur der Einzige, sondern auch klar argumentativ und in der Weite der Perspektive unterlegen. Hat der Diskussion dennoch keinen Abbruch getan, sein Zitat Goethes „Toleranz sollte nur eine vorübergehende Gesinnung sein: sie muss zur Anerkennung führen. Dulden heißt beleidigen.“ ist mir lange im Gedächtnis geblieben.
An dem Begriff der Toleranz immer wieder spannnend ist die eigentliche Wortherkunft aus dem Lateinischen, in der es mit „Billigung“ übersetzt werden kann. Wenn also alle von Toleranz reden, ist die eigentliche Wortbedeutung nicht explizit benannt, schwingt aber dennoch mit. Und da kommen wir zur Verbindung zu uns und unserem Buch. Wir benutzen so viele Wendungen, Redeweisen, … , Anrufungen, die wir für harmlos und „normal“ halten. In kritischer Auseinandersetzung mit der (deutschen) Sprache allerdings offenbaren sich in vielen (Sprech-)Situationen Machtverhältnisse, die durch Sprache hervorgebracht und gefestigt werden.
Einige dieser Machtverhältnisse und mögliche Hierarchisierungen haben wir in unserem Kinderbuch angesprochen und versucht, durch Irritationen des angeblich „Normalen“ zu irritieren. Auf Ebene der Diskussion ging es in erster Linie um den Zusammenhang von Sprache, Integration und Bringschuld-hier tritt dann die Frage nach Toleranz (ohne Begriffsdiskussion) und politischen Aspekten stärker in den Vordergrund.
Aber selbst diese Form der Auseinandersetzung findet sich in unserem Buch. Wir fragen: Wer ist eigentlich die Deutschen? Hier geht es nicht nur um Sprache, sondern vielmehr um (auch politische) Macht und Anerkennung. Die Diskussionsrunde konnte in der Theorie die aktuellen Debatten, Ideen, Reflexionen und Forschungsstandpunkten zum Thema in kritischer und verständlicher Weise vermitteln, dennoch blieben Strategien und Interventionen für die Praxis ein weites Feld, das erst bestellt werden will. Hier sind wir und pflanzen unsere kleinen Samen macht in die Erde.
Mögen daraus große machtWORTE! werden.